Cannabigerol

Cannabigerol, kurz CBG, ist ein nicht-psychoaktives Cannabinoid, das oft als die „Mutter aller Cannabinoide“ oder „Stammzell-Cannabinoid“ bezeichnet wird. Diese besondere Rolle verdankt es seiner einzigartigen Funktion im Stoffwechsel der Cannabispflanze. Stell es dir als den fundamentalen Baustein vor, aus dem die Pflanze die bekannteren Cannabinoide wie THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) erst synthetisiert.

Während eine junge Cannabispflanze wächst, produziert sie nicht direkt THC oder CBD, sondern zuerst eine saure Vorstufe von Cannabigerol, die sogenannte Cannabigerolsäure (CBGA). Diese CBGA ist der Ausgangspunkt für eine faszinierende biochemische Umwandlung, die für die Vielfalt der Pflanzenwirkstoffe verantwortlich ist. Ohne Cannabigerol gäbe es also weder THC noch CBD in deiner Pflanze.

Warum ist Cannabigerol die „Mutter“ aller Cannabinoide?

Die Bezeichnung als „Mutter-Cannabinoid“ ist keine Übertreibung, sondern beschreibt die zentrale Rolle von Cannabigerol im Lebenszyklus der Pflanze perfekt. Der Prozess, auch Biosynthese genannt, läuft in den Trichomen ab und lässt sich vereinfacht so erklären:

  1. Die Produktion des Bausteins: Die Pflanze produziert zunächst die Cannabigerolsäure (CBGA).
  2. Die Umwandlung: Spezifische Enzyme in der Pflanze wandeln dieses CBGA dann in die sauren Vorstufen der drei Haupt-Cannabinoid-Linien um:
    • Tetrahydrocannabinolsäure (THCA)
    • Cannabidiolsäure (CBDA)
    • Cannabichromensäure (CBCA)
  3. Die Aktivierung (Decarboxylierung): Erst durch Einwirkung von Hitze oder UV-Licht, zum Beispiel beim Trocknen und Rauchen, wird das Säuremolekül (das „A“) abgespalten. Aus THCA wird das psychoaktive THC, aus CBDA wird CBD und aus CBGA wird das aktive Cannabigerol (CBG).

Da CBGA während des Wachstums größtenteils in THCA und CBDA umgewandelt wird, ist der Gehalt an reinem CBG in den meisten erntereifen Cannabissorten typischerweise sehr gering – oft unter 1 %.

Die Bedeutung von CBG für dich als Gärtner

Auch wenn du keine Pflanze mit einem hohen CBG-Gehalt anstrebst, ist das Verständnis für dieses Cannabinoid entscheidend. Es hilft dir zu verstehen, wie deine Pflanze ihre wertvollen Inhaltsstoffe produziert. Mittlerweile gibt es jedoch auch Züchter, die spezielle Sorten entwickeln, bei denen die Umwandlung von CBGA blockiert ist. Das Ergebnis sind sogenannte „CBG-dominante“ Sorten, die einen hohen Gehalt an Cannabigerol und nur minimale Spuren von THC oder CBD aufweisen. Diese Sorten sind vor allem für Nutzer interessant, die von den spezifischen, nicht-psychoaktiven Eigenschaften von CBG profitieren möchten, denen in der Forschung zunehmend Beachtung geschenkt wird.

Für deinen Outdoor-Anbau bedeutet das: Die Genetik deiner gewählten Sorte bestimmt, wie effizient die Pflanze CBGA in andere Cannabinoide umwandelt und somit das finale Wirkstoffprofil deiner Ernte prägt.

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